Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Europa: Entspannung auf dem Gasmarkt - Versorgungssicherheit hat sich weiter verbessert

Erscheinungsdatum Website: 17.04.2024 15:45:02
Erscheinungsdatum Publikation: 18.04.2024

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Abhängigkeit der EU von Russland ist beendet / Von Tom Weingärtner

HERRSCHING (NfA)--Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Situationsbericht des Verbandes der Erdgasnetzbetreiber, ENTSOG. Am 1. April befanden sich in den Gasspeichern der EU (einschließlich Großbritannien) noch 663 TWh Energie. Die waren damit noch zu 59% gefüllt, der höchste Stand seit fünf Jahren. Die Aussichten für den nächsten Winter verbessern sich außerdem dadurch, dass neue LNG-Terminals ans Netz gegangen seien, heißt es in der Analyse weiter. Zum ersten Mal werden darin auch zusätzliche Speicher in der Ukraine berücksichtigt, die von Versorgern in der EU genutzt werden können.

Zu Engpässen könne es auch im nächsten Winter noch kommen, in den meisten Szenarien, die ENTSOG untersucht hat, können sie aber überwunden werden, wenn sich die Mitgliedstaaten der EU solidarisch verhalten. Die Gasinfrastruktur reiche aus, um die Speicher in enger Zusammenarbeit im Sommer wieder aufzufüllen, sagt ENTSOG-Direktor Piotr Kus: ?Unsere Analyse zeigt, wie wichtig die Speicher sind und dass wir durch zusätzliche Kapazität in der Ukraine erheblich an Flexibilität gewinnen.?

Im Sommer 2023 lag der Verbrauch weiter um 15% unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Damit rechnet ENTSOG auch für dieses Jahr. Gleichzeitig halbierten sich die Lieferungen über Pipelines aus Russland auf nur noch 7%. Trotzdem sei es der EU gelungen, mit einem Speicherstand von 96% in die Wintersaison zu starten.

Dass davon am Ende der Heizperdiode noch 59% übrig sind, führt ENTSOG auf mehrere Faktoren zurück: einen Rückgang des Verbrauchs aufgrund des milden Winters aber auch aufgrund der von den Mitgliedstaaten ergriffenen Sparmaßnahmen. Zum sparsamen Umgang mit Gas hätten außerdem die hohen Preise beigetragen.

Die Voraussetzungen dafür, die Speicher in den nächsten sechs Monaten wieder aufzufüllen, sind nach Ansicht von ENTSOG gut. Der Ausbau der Infrastruktur erlaube es, mehr LNG zu importieren und zu einer besseren Kooperation zwischen den Mitgliedstaaten zu kommen.

Das Auslaufen der Transitvereinbarung zwischen Russland und der Ukraine am Ende dieses Jahres eröffne Unternehmen aus der EU die Möglichkeit, mehr Gas an die Ukraine und nach Moldau zu liefern und dort vorhandene Speicher zu nutzen. Damit stünden Brüssel in Zukunft bis zu 10 bcm Speicherkapazität (plus 10%) zusätzlich zur Verfügung.

Die meisten Szenarien zeigten, dass die Speicher bis Ende September auch ohne russisches Gas wieder aufgefüllt werden könnten. Alleine über die LNG-Terminals könnten in den Sommermonaten 96 bcm (966 TWh) importiert werden, weitere 69 bcm über Pipelines aus Norwegen. Nur wenn deutlich weniger LNG verfügbar wäre, könnte der Speicherstand von 90% nicht bis zum 1. Oktober ohne russisches Pipeline-Gas erreicht werden.

Unter der Voraussetzung, dass die EU ohne russisches Gas auskommen muss und die Nachfrage auch im nächsten Winter um 15% geringer ausfällt als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre, wären die Speicher der Europäischen Union Ende März 2025 immer noch zu 43% gefüllt. Dann sind zusätzliche LNG-Importe im Sommer 2025 nötig, um die Speicher wieder aufzufüllen.

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